Erkenntnisse aus unserem »Home office-check«

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Herzlichen Dank all jenen, die bei unserer Umfrage teilgenommen haben. Das rege Interesse zeigt, wie sehr dieses Thema vielen gerade auf der Seele brennt. Hier erhalten Sie die markantesten Erkenntnisse, die sich herauskristallisiert haben.

Von Florian M. Stieger

hBt20 04 4 Umfrage 300x200Die Erkenntnis #1 war ein großes und erfreutes Erstaunen unter den Teilnehmer*innen an der Umfrage darüber, »was jetzt plötzlich alles geht«: Plötzlich geht Home Office, und es funktioniert viel besser als gedacht. Benötigte man früher vielleicht Monate oder Jahre, um auf eine dementsprechende Betriebsvereinbarung zu kommen, geht das nun überraschenderweise innerhalb kurzer Zeit.

Die Erkenntnis #2 aus der Umfrage war, dass alle anscheinend sehr resilient und lösungsorientiert mit der Situation umgehen. Es wird verstanden, dass derzeit Improvisation und über den Tellerrand schauen notwendig ist. Das ist auch etwas, das für die Zukunft sehr hilfreich sein wird – zu erkennen, dass besondere Zeiten besondere Maßnahmen erfordern. Insbesondere kann man hier Eigeninitiative und Selbstorganisation anführen, also eigentlich das, was wir aus agilen Teams kennen.

Die Erkenntnis #3 bezieht sich auf die technischen Voraussetzungen für Home office und die Anwendungskompetenzen. Hier zeigt sich, dass fast überall die IT auf einem Stand ist, die das Remote-Arbeiten und damit das Zusammenarbeiten von Teams ermöglicht – womit hier ganz wichtige Grundarbeit getan ist. Was in der Studie ein wenig herauskommt ist, dass die Teilnehmer*innen durchaus am Anfang Unterstützung gebraucht haben. Aber statt langen Trainings und Webinaren haben hier die Teams selbstorganisiertes Lernen und Problemlösen erlebt und sich gegenseitig die Lösungen und Möglichkeiten auch gezeigt.

Die Erkenntnis #4 bezieht sich auf die grundsätzliche Stimmung – und diese scheint sehr positiv zu sein. Weder bei den Führungskräften noch bei den Kolleg*innen ohne Führungsverantwortung wird gejammert. Wenngleich schon auf die herausfordernden Situationen hingewiesen wird: Insbesondere lassen sich Ermüdungserscheinungen durch die Doppelbelastungen bei Familien mit Kindern im distant-learning feststellen.

Die Erkenntnis #5 betrifft die Einstellung zu Home-Office. Die Mitarbeiter*innen können hier Einiges in Richtung Leistungsfähigkeit, Wirksamkeit und Reibungsverluste, die man sich spart, herausarbeiten. Das größere Problem haben hier die Führungskräfte, die gerne back to normal gehen würden, um wieder mehr in der Kontrolle zu sein. Wobei hier die Unterschiede in den Organisationen klar hervor treten: Dort, wo mit Neuem Führen schon experimentiert worden ist, gibt es gute Erfahrungen, während die klassische Führung in dieser Ausnahmesituation extrem gefordert ist und die Mitarbeiter*innen durch Videokonferenzen im Kontroll-Stil eher vergrault. So wird das nicht funktionieren.

Die Erkenntnis #6 bezieht sich auf das Spannungsfeld zwischen Geschäfts- und Privatleben. Da sehen wir auch ohne Corona immer eine Gratwanderung, die sehr viel Struktur braucht. Da gibt es durchaus Wohlwollen aber natürlich ist das auch eine Herausforderung, diese zwei Welten gut miteinander so in Einklang zu bekommen, dass es für alle auch vernünftig wird. Ein großes Thema ist hier die psychologische Sicherheit: Wie entwickeln sich Teams? Wie gehen wir mit Spannungen um? Können Spannungen angesprochen werden? Wo kommen die Konflikte hin? Wo passiert jetzt dieses Synchronisieren, das wir sonst beiläufig mitbekommen – Mimik, Körpersprache, Augenrollen? Das wird sicher noch ein Thema werden.

Die Erkenntnis #7 handelt von der Einschätzung der Produktivität – die eher bescheiden eingestuft wird. Hier sehen wir natürlich, dass es noch wenig Routine gibt, die erst mühsam in den Teams erarbeitet werden muss und dass hier in den Organisationen keine Vorarbeit da war. In den meisten Organisationen werden die offiziellen Meetings als unproduktiv erlebt, manchmal zu viel und deutlich als verbesserungswürdig eingeschätzt. Hier wäre Unterstützung für Teams und Führungskräfte immens hilfreich und hier braucht es Paradigmenwechsel, weil man Meetings nicht einfach 1:1 remote übersetzen kann – das funktioniert leider nicht. Es braucht ein anderes Arbeiten mit dem Fokus darauf, was es braucht, damit ein Meeting als wirksam erlebt wird und die Zeit viel besser genutzt wird: Professionelle Vorbereitung und Disziplin in der Vorabstimmung, dass man sich vorab etwas anschaut und nicht erst im Meeting sich überraschen lässt, was hier alles zu tun ist.

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