Agiles Projektmanagement – oder doch besser hybrid?

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#Beratungssplitter Nr. 22
Die Frage nach »kompliziert« oder »komplex« ist dazu eine hilfreiche Unterscheidung.

Von Reinhard Bachervinicius amnx amano IPemgbj9aDY unsplash230x200

Projektmanagement kenne ich wirklich in allen Rollen und Facetten. Ich war schon Projektleiter, Auftraggeber, Projektteam-Mitglied, Projekt-Mitarbeiter, Mitglied in Steuerungsgremien und Beiräten. Ich durfte schon viele Projekte als Berater begleiten. Und ich kenne das klassische Programm- und Projektmanagement ebenso wie vollständig agil abgewickelte Projekte. Wobei agile Projekte ja ein Widerspruch in sich sind – Projekte sind per Definition zeitlich befristet, agile Prozesse sind das nicht!
Viele Projektmanagement-Anbieter sprechen nur mehr von agilem Projektmanagement. Wenn man dann genauer hinschaut, geht es um hybrides Projektmanagement – und das ist gut so. Denn das klassische Projektmanagement hat durchaus nach wie vor seine Rechtfertigung und Wirksamkeit. Wenn es professionell gelebt wird und werden darf. Wenn es darum geht, neuartige, dynamische, riskante, übergreifende Herausforderungen zu bewältigen, die trotzdem planbar sind, dann bitte mit dem Einsatz von Projekten.

Beim hybriden Projektmanagement werden agile Ansätze in die Methoden des Projektmanagements integriert. Es macht durchaus Sinn, einzelne Arbeitspakete zyklisch in Sprints zu bearbeiten. Die regelmäßige Durchführung von Retrospektiven hilft, sich laufend weiterzuentwickeln, also einen Lernprozess zu internalisieren. Und Stand-der-Dinge-Meetings helfen auch, mühsame Projektmeetings zu beschleunigen. Das Wesentliche aber ist: Projekte sind und bleiben »plan-to-end«-gesteuert. Im Gegensatz zu agilen Prozessen, die sind nämlich visionsgetrieben und entwickeln sich von Sprint zu Sprint weiter.

Es gibt eine klare Weichenstellung für oder gegen hybrides Projektmanagement. Dave Snowden unterscheidet in seinem CYNFIN-Framework zwischen komplizierten und komplexen Systemzuständen. Komplizierte Systeme sind analysierbar und damit planbar, also geeignet für Projekte. Komplexe Systeme sind allerdings nicht vorhersehbar und somit auch nicht planbar. Da gilt es, zu experimentieren, daraus Erfahrungen abzuleiten und Schlüsse zu ziehen. Das ist die Basis für agile Prozesse, da scheitern Projekte.


Aber mal ehrlich: ist wirklich so vieles komplex? Oder doch nur kompliziert!

 

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